11.11.2023
Der Weihnachtsbaum sorgt nicht nur im Wohnzimmer für eine behagliche Stimmung. Schon während seines Wachstums in der Natur bietet er, angelegt als Kultur mit verschieden hohen Bäumen, einen Rückzugsort für teils selten gewordene Vogelarten sowie Insekten. Damit unterstützen die vielen regionalen Familienbetriebe die Bemühungen der EU, die mit der Biodiversitätsstrategie 2030 mehr Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen entstehen lassen will.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchengen zeigen, dass das Ökosystem, welches sich innerhalb einer Weihnachtsbaumkultur entwickelt, ein Lebensraum für mitunter bedrohte Tierarten ist. Hier und auf den angrenzenden Blühflächen tummeln sich Bienen, Hummeln, Schmetterlings- und Käferarten sowie andere Insekten, die wiederum Vögeln als Nahrung dienen. Teilweise seltene Vogelarten wie Rebhuhn, Wiedehopf, Heidelerche, Baumpieper oder Goldammer sind häufig in den Kulturen anzutreffen. Das belegt unter anderem eine Analyse der Universität Osnabrück.[1]
[1] Biodiversität von Weihnachtsbaumkulturen in Mitteleuropa: Analyse des aktuellen Zustandes und Handlungsempfehlungen für den nachhaltigen Anbau: https://www.dbu.de/OPAC/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-33141-01.pdf
Weitere Forschungsergebnisse zur Biodiversität in Weihnachtsbaumkulturen wurden 2022 in der Fachzeitschrift „Annals of Applied Biology veröffentlicht: In der Studie wurde die Habitatwahl von Baumpieper, Bluthänfling, Goldammer und Heidelerche in einer vom Weihnachtsbaumanbau dominierten Landschaft untersucht.[1] Das Ergebnis: Die vielseitige Struktur aus jungen und älteren Bäumen bietet den Arten geeignete Nistplätze und ausreichend Nahrungsflächen. Außerdem führt die im Vergleich zu intensiv bewirtschafteten Äckern extensive Bewirtschaftung der Flächen dazu, dass Wildtiere und Insekten kaum gestört werden und sich in die Kulturen zurückziehen können. Auch bei der Pflanzenvielfalt wurden in Weihnachtsbaumkulturen, verglichen mit angrenzenden Agrar- und Forstlandschaften, ähnlich hohe oder sogar höhere Artenzahlen nachgewiesen.
Prof. Dr. Thomas Fartmann, Leiter der Abteilung für Biodiversität und Landschaftsökologie an der Universität Osnabrück, erklärt in einem Beitrag vom Deutschlandfunk Nova: „Wir haben in diesen Flächen bei den Vogelbeständen eine ganze Reihe von sehr seltenen Vogelarten. Das hängt damit zusammen, dass sie ein gutes Nahrungsangebot an Insekten und an Spinnen haben“. Entscheidend sei laut Fartmann zudem, dass es sich um zugängliche, offene Bereiche handelt, in denen die Vögel erfolgreich jagen können. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse sind somit eine gute Nachricht für Liebhaber echter Weihnachtsbäume und authentischer Weihnachtsstimmung.
[1] Untangling the role of a novel agroecosystem as a habitat for declining farmland birds: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/aab.12789